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FFR 372

Landebier

Eben haben wir noch auf Baltrum einen Tee getrunken.

Einen echt ostfriesischen Tee mit “Kluntje un Room”, waren noch ein Bisschen den Strand entlang geschlendert

und gehen nun zum Flugplatz.

Doch unsere Delta-Whikey macht einen seltsamen Eindruck - sie lässt die linke Fläche hängen.

Das ganze Flugzeug steht schief. Beim Näherkommen erkennen wir die Ursache:

Ein Kaninchenbau ist unter den linken Hauptfahrwerk eingebrochen. Das soll uns nur wenig stören. Ich mache den Aussencheck, steige ein -

 meine XYL hat schon Platz genommen - und mache den Innencheck . Dann schliesse ich die Haube und starte das Triebwerk.

Nachdem Oel und Kühlmittel auf Temperatur sind, schiebe ich den Throttel nach vorn. Schon verlassen wir das Kanickelloch und rollen zum Start Eins-Null.

“Start nach eigenem Ermessen - der Wind auf der Bahn mit zwo” heisst es über Funk, ich gebe Vollgas und bald hebt unser Vogel ab.

Die Maschine steigt zügig mit +5m/s am Vario. Bald verlassen wir die Platzrunde mit Südkurs. Der Flugleiter nennt uns die Startzeit und wünscht uns einen guten Flug.

 Mit: “Danke für den netten Aufenthalt, bis bald mal - tschüs - die Delta-Whiskey”. So verabschieden wir uns.

Im Watt ist tiefste Ebbe. Nur einige Priele führen noch Wasser. Die tiefstehende Sonne verwandelt das Wattenmeer in ein grandioses Gemälde.

“Flieg nicht so hoch, ich will gucken”, sagt meine XYL über die Intercom. Den Spruch kenne ich und bleibe auf 2.500ft.

Die Sicht ist heute phantastisch und so selten wie Ringeltauben.

 Es gibt Licht, Licht und Licht, das wissen die Maler, Fotografen und Piloten und heute haben wir das richtige Licht und Sicht.

 Über die rechte Tragfläche sehen wir die Krumme Hörn und den Dollart. Dahinter am Horizont liegt Borkum.

Bald taucht der Küstenkanal auf, weiter voraus der Pfanniknödelturm von Cloppenburg, in der Stadt umstritten, für Piloten eine ganz sichere Orientierung.

 Im Westen die Meyer-Werft und die 352m hohen Masten des Längstwellensender DHO38 in Rhauderfehn.

Wir sehen die Dampfwolke des AKW-Lingen, den Dümmer und am Horizont das Steinhuder Meer.

Voraus zeichnen sich bereits das Wiehengebirge und der Teuto ab. Die 122.400 ist gerastet, ich melde uns in EDXG Melle-Grönegau an.

 “Wir haben die Null-Neun in Betrieb - du kannst direkt anfliegen - der Segelflug ist beendet.” weist uns Melle-Info an.

Also schön hoch angeflogen, das Gas raus und Klappen 15, so geht es im Gleitflug fast geräuschlos direkt auf die 09. Das bekommt unten kaum jemand mit..

Es lässt sich leider nicht vermeiden, dass wir kurz vor den Abfangbogen noch einen Fliegenschwarm mitnehmen.

 Die ganze Tagesration Futter für ein Schwalbenpaar nebst ihren Jungen klebt nun an Haube, Propeller, Flügelkanten und selbst am Leitwerk.

Während ich den Flieger betanke und die Eintragungen ins Bordbuch vornehme, entfernt Katharina mit Geduld und “Muggenwech” (Spezialreinigungstuch)

 die toten Fliegen und Mücken. Wir schieben die Hallentor zu, schliessen ab und fahren nach Hause.

 

Nun kommt die Krönung des Tages: Das Landebier!

Es ist bei uns Fliegern ein ehernes Gesetz: Wir fliegen grundsätzlich mit 0,0 Promille. Auch am Tag nach dem Tag wird nicht geflogen!

Unser Landebier aber ist Kult und Pflicht, denn abei lassen wir den Tag noch einmal im Geiste Revue passieren.

Und nun wisst Ihr was ein Landebier ist und was für Funker “Braunsche Röhren” sind.

 Antennenanlage des Längstwellensenders DHO38 in Rhauderfehn mit seinen acht 352,8 Meter hohen Masten - eine gwaltige Anlage.